bei einem grossen Baum

Er konnte nicht anders und lachte. Er lachte bis ihm der Bauch weh tat und die Tränen in die Augen schossen. Ihre Frage, ob alles okay sei und ob er sich weh getan hatte, bekam er nur am Rande mit, aber dennoch hörte er kurz in sich hinein. Nein, es tat nichts weh, zu mindestens nicht so sehr, das es Tragisch gewesen wäre, oder ihn gar irgendwie beeinflusst hatte. So blieb er also lachend im Gras liegen und schaute zu dem zierlichen Mädchen hoch.
Er brauchte eine ganze weile bis er sich wieder beruhigt hatte und sich das Tränende Auge abgewischt hatte. Schließlich setzte er sich auf und grinste sie an.
"Nein, hab ich nicht. Bei dir auch alles ok?"
Schon schlich sich sein schlechtes Gewissen ein, das er nicht sofort dran gedacht hatte, das sie sich weh getan haben könnte und das lächeln auf seine geschundenen Gesicht erlosch.
Wenigstens war sie einigermaßen weich gelandet.

Fast ein wenig erstaunt schaute sie ihn an. Er lachte. Hieß das, dass er sich nicht weh getan hatte? Anfängliche Erleichterung machte sich in ihr breit. Gut, er hatte sich wohl nicht verletzt. Ihre Mundwinkel zogen sich nach oben zu einem breiten Grinsen.
Melody setzte sich neben ihn, nachdem er sich aufgesetzt hatte, in den Schneidersitz. "Nope, mir geht es super. Ich bin ja auch sehr weich gelandet." sagte sie leise lachend und piekte ihn scherzhaft in den Bauch. Melody war sehr offen und nahm kein Blatt vor dem Mund. Sie redete nicht nur unbedacht, sondern handelte auch oft unbedacht.
Sein Lächeln verblasste. "Hey, Kopf hoch. Es ist doch alles okay." sagte sie mit ihrer sanften, klaren Stimme, stubste ihn leicht mit ihrem Ellbogen in die Seite und schenkte ihn ein breites Lächeln.
Allerdings wurde sie dann plötzlich still. "Du verrätst doch keinem, dass ich eine miserable Sängerin und Tänzerin bin?" fragte sie ihn zögerlich. Die Hufflepuff musste nicht noch von anderen erfahren, wie schlecht sie war. Die meisten zogen sie nämlich gerne mal auf.

Erst jetzt, als sie sich neben ihn gesetzt hatte besah sich Remus das kleine Mädchen richtig und erst jetzt fiel ihm auf, das sich ihre Haarfarbe geändert hatte. Neugierig runzelte er die Stirn. Er hatte zwar gehört, das es Menschen gab, die so etwas kannten, aber diese waren angeblich sehr selten. Aber noch bevor er weiter drüber nachdenken konnte, wurde er von ihrem, durchaus schmerzhaften Picks aus seinen Gedanken gerissen und ein leicht verärgerter Ausdruck huschte über sein Gesicht, der vielleicht auch als solcher erkennbar gewesen wäre, wäre nicht der Verband, der einen Großteil seiner Mimik zu schlucken schien.
Mit ruhiger Stimme, die keine Emotionen erkennen lies, beantwortet er ihre Frage
"Mal schauen"
Ein leichtes, kaum erkennbares lächeln umspielte seine Lippen.

Melody strich sich über ihre offenen, langen Haare, versuchte das Chaos zu bändigen. Leider vergeblich. Ihre Haare führten einfach ein Eigenleben. Das merkte sie immer wieder.
Ihre Lippen formten ein stummes Ohr. Erst jetzt bemerkte sie den Verband um sein Gesicht. Ihr Gesichtsausdruck wurde nachdenklich. Besorgt. Was war nur geschehen? "Tut mir Leid. Ich wusste nicht, dass dir das weh tut." sagte sie ehrlich und schaute ihn mit einem entschuldigendem Lächeln an. "Ich bin manchmal so schrecklich unbedacht." erklärte sie ihm und konnte nur über sich selbst den Kopf schütteln.
Mal schauen? Was sollte das wieder bedeuten? Melody würde es sehen. Nur schwach sah man durch den Verband das zarte Lächeln, welches seine Lippen umspielte. "Wie heißt du eigentlich? Du bist mir zwar schon öfters über den Weg gelaufen. Aber ich kenne trotzdem deinen Namen nicht." meinte sie schließlich.

Fragend hob er eine Augenbraue, als sie sagte, das sie nicht wusste das ihm das weh tat. Ihm tat nichts weh, das hätte er schließlich gemerkt. Was also meinte sie?
"Was meinst... ach... das... das tut nicht mehr weh", sagte er leise und verwundert.
Es hatte einige Sekunden gedauert bis ihm der Verband in seinem Gesicht wieder einfiel und kurz wunderte er sich darüber, wie ihm so etwas entfallen konnte, wo er den weißen Stoff, der seinen Kopf umwickelte mehrmals am Tag sah. Im Spiegel... beim täglichen Verbandswechsel...
Gott, was würde er froh sein, wenn er das Teil endlich los war, obwohl er nicht wissen wollte wie sein Gesicht darunter aussah.
"Mein Name ist Remus. Freut mich dich Kennen zu lernen, Melody.", stellte er sich vor.

Melody betrachtete forschend sein Gesicht beziehungsweise das bisschen Haut, was man sehen konnte. Ob sie ihn fragen sollte, was geschehen war? Nein, das wäre nun wirklich sehr taktlos. Aber sie war so schrecklich neugierig. Nein, sie würde ihn nicht fragen. Sie würde die Frage für sich behalten und vielleicht später danach fragen, wenn sie sich besser kannten.
"Remus ..." Der Name kam ihr doch bekannt vor. Angestrengt dachte sie darüber nach bis es ihr wieder einfiel. "Genau. Du bist in Gryffindor, nicht wahr?" Jetzt wusste sie auch, woher der Junge ihr bekannt vor kam. "Du bist mit James Potter, Sirius Black und Peter Pettigrew befreundet, stimmts? Man hört allerlei über euch." Sie setzte ihre Stimme etwas tiefer an als sie den letzten Satz aussprach, um geheimnisvoller zu wirken. "Ganz meinerseits." Fröhlich und optimistisch lächelte sie ihn an.

Aufmerksam beobachtete Remus die junge Hufflepuff. Ihm schien es, als hätte er kurz so etwas wie Neugierde in ihren brauen Augen aufblitzen sehen, aber das war nicht ungewöhnlich. Nicht wenn der Gegenüber jemand ist, dessen Schädel eingepackt ist wie ein Päckchen zu Weihnachten.
Ihre Frage beantwortete er nur mit einem Nicken und lies seinen Blick wieder zum Baum schweifen. Ein dumpfes Gefühl machte sich breit und er beschloss lieber nicht über das geschehene nachzudenken. Im Moment führte es zu nichts.
"Sag mal... Was führt dich dazu in aller Herrgotts Frühe hier draußen zu tanzen und zu singen?"

Melody wandte den Blick ab. Nicht, dass sie noch unverschämt wirkte, weil sie seinen Kopfverband so anstarrte. Erziehung hatte sie, trotz ihrer rebellischen Phase, dennoch genossen. Und es war einfach unhöflich, jemanden so anzustarren.
Schließlich ließ sich Mel einfach nach hinten ins Gras plumpsen. Ihre Arme verschrenkte sie hinter ihreM Kopf und schaute in den Himmel, der sich allmählich heller färbte. Langsam wurde es Tag. Die Nacht war zu Ende. "Kannst du dir das nicht denken? Mit meiner Musik hätte ich die anderen nur wach gemacht. Und mit meinem Getanze und Gesinge nur blamiert. Du hast doch mit eigenen Augen selbst gesehen, wie schlecht ich bin." Zwar wusste die Hufflepuff, dass Einsicht der erste Weg zur Besserung war. Nur war sie wirklich grottenschlecht.
"Und was spazierst du so in der Früh herum?" fragte sie ihn neugierig und schaute ihn mit ihren braunen Augen an. "Die meisten denken ja nach. Sie wollen einfach ungestört sein." beantwortete sie fast ihre eigene Frage. "Liege ich richtig mit meiner Vermutung?"

Nachdenklich sah er wieder zu dem Baum. Das Geräusch das der auf den Baum prallende Kopf von sich gegeben hatte halte immer und immer wieder in seinem Kopf.
"Wenn es dir Spaß macht, ist es doch eigentlich egal was andere denken, oder?", fragte er die junge Hufflepuff leise, aber dennoch konnte er sich vorstellen, was die anderen Schüler von ihrer kleinen Darbietung gehalten hätten.
Auf ihre nächste Frage war er allerdings nicht vorbereitet gewesen, denn er wusste selbst noch nicht einmal was er hier gewollt hatte. Hatte er wirklich nachdenken wollen? Wohl eher nicht...
Dennoch nickte er.

Melody lächelte leicht. "Du hast recht. Es ist mir egal. Trotzdem möchte ich mich nicht zum Gespött der ganzen Schule machen lassen, verstehst du?" sprach sie, während sie unablässig in den Nachthimmel schaute. Kaum eine Wolke war zu sehen. Es war sternenklar und die Sterne funkelten wie kleine Diamanten am Himmelszelt. "Ich bin schließlich schon chaotisch genug." sagte sie lachend. Sie mochte es, einfach nur hier zu liegen und in den Himmel zu schauen, mit Freunden über Gott und die Welt reden. Sein Nicken nahm sie aus ihren Augenwinkeln nach. Dennoch kam es zögerlich rüber und das machte sie etwas misstrauisch.
Schließlich gähnte sie und streckte sich. Streckte Arme und Beine und blieb einfach so liegen. Melody war nun mal so, wie sie war. Versteckte nicht ihr wahres Ich. Ließ einfach alle daran teilhaben.

Langsam nickte Remus. Die zierliche Hufflepuff hatte natürlich recht. Auch wenn es einem Spaß macht muss man sich nicht unbedingt vor der ganzen Schule die Blöße geben.
"Ja, ich weiß was du meinst", sagte er leise und beobachte Melody. Sie schien eigentlich nicht jemand zu sein, der viel über die Meinung der anderen Nachdachte. Erneut beneidete Remus sie um diesen Leichtmut.
"Es ist so friedlich hier draußen, zu mindestens solange noch alle Schlafen und es Dunkel ist. Dann ist es fast so, als gäbe es nichts über das man sich Sorgen müsste", sagte er leise.
Verwundert sah er zum Himmel, zu dem Mond, den er so verabscheute. Was redete er da bloß für einen Quatsch...?

Es freute Melody, dass er verstand. So musste sie es ihm nicht erklären. Scheinbar hatte sie hier wieder jemanden gefunden, mit dem sie über Gott und die Welt reden konnte.
"Stimmt. Da hast du recht. Tagsübe ist es immer so schrecklich laut und der ganze Trouble geht einen echt auf die Nerven." erzählte sie ihm und setzte sich gemächlich wieder auf in den Schneidersitz. 2Hey, hast du Lust mit mir 'ne Runde auf den Besen zu drehen?" fragte sie ihn euphorisch, sprang auf und reichte ihm ihre Hand, um ihn aufzuhelfen.

Mit hochgezogenen Augenbrauen starrte Remus erst ihre Hand an und dann Melody selbst.
Besen...
Remus und Besen war eine Geschichte für sich. Sicherlich, er war Jäger in der Gryffindor Mannschaft. Einer seiner ach so Genialen Ideen, die Resultat geistiger Umnachtung gewesen war. Schicksalsergeben seufzte er und griff nach ihrer Hand. Möglichst ohne sie zu belasten stand er auf. Es wäre unhöflich gewesen sie zu ignorieren, aber es war ihm mehr als unangenehm sich von einem Mädchen auf die Beine ziehen zu lassen.
"Sicher, warum nicht?", sagte er leise und da fiel es ihm ein. Die kleine quirlige Person vor ihm war Sucherin der Hufflepuffs

Er wirkte so ungläubig, skeptisch. Nur verstand sie nicht, warum. Ein wenig irritiert zog sie ihn hoch. Dabei musste sie eigentlich keinen Kraftaufwand einsetzen. Da er von alleine aufstand. Also hatte sie ihm so gesehen unnötig aufgeholfen.
"Super." rief sie begeistert und klatschte in die Hände. Sie zückte ihren Zauberstab und rief: "Accio Melodys Besen." Es dauerte nicht lange und ein Besen flog herbei, den Mel auffing. Elegant schwang sie sich auf ihren Besen, als hätte sie nie etwas anderes gemacht. Na ja, sie war auch Sucherin der Hufflepuff-Quidditchmannschaft. Und jetzt fiel es ihr ein. War Remus nicht Jäger in seiner Mannschaft? Genau.

Widerwillig tat er es dem Mädchen nach und zückte seinen Zauberstab. Es dauerte eine Weile, bis sein Besen am Horizont zu sehen war, nach dem er die Worte gesprochen hatte und seine Hoffnung zerstörte, das der Zauber nicht gewirkt hatte.
Seufzend fing er den Besen auf und schwang sich auf diesen. Kurz zögerte er, stieß sich dann aber vom Boden ab.
Unsicher sah er nach unten. Eigentlich war es hier oben ja gar nicht so übel, nur ein klein wenig hoch.
Nicht runter gucken... NICHT RUNTER GUCKEN!!! schrie er sich selbst in Gedanken an und starrte stur gerade aus.
Nicht gerade vorteilhaft für einen Qudditchspieler Höhenangst zu haben.

Remus Blick war so leidend, als würde er es nicht wirklich wollen. Doch warum hatte er dann zugestimmt. Noch bevor sie sagen konnte, dass er nicht fliegen musste, kam schon sein Besen und er schwang sich darauf.
Seufzend stieß sie sich vom Boden ab und flog in die Höh'. Ihre Frisur veränderte sich schlagartig. Ihre Haare nahmen einen niedlichen Jungenschnitt an. "Ist praktischer." rief sie ihm lachend zu und breitete ihre Arme wie zum Flug aus. Sie lachte und lachte.
Schließlich sagte sie: "Das musst du auch mal ausprobir-..." Schlagartig verstummte sie. Sein Blick war stur geradeaus gerichtet. "Remus?" fragte sie ihn vorsichtig, hielt sich wieder fest und flog auf ihn zu. "Hast du ... Höhenangst?" Es war nicht zu übersehen. Alleine seine verkrampfte Haltung sprach für sich. Doch warum spielte er dann in der hauseigenen Mannschaft mit?

"Geistige Umnachtung", murmelte er in ihre Richtung, beugte sich vor und rauchte, so schnell sein Besen konnte vor. Schließlich sollte sie nicht denken, das er sich seinen Platz in der Mannschaft nicht verdient hätte. Ganz im Gegenteil, das hatte er. Nach anfänglichen Schwierigkeiten hatte jeder seiner Bälle eins der Tore getroffen, wie alle anderen und besonders er selbst verwundert festgestellt hatten...

>>> Quidditchfeld

Melody verstand nicht wirklich. Aber es war egal.
Sie zuckte nur mit den Schultern und flog ihm nach zum Quidditchfeld. Der wind fuhr durch ihre ohnehin schon kurzen Haare und ließ sie noch wilder uns strubbeliger aussehen.

tbc: Quidditchfeld