im dritten Stock bei einer Bank

Nachdenklich strichen Remus weiße Finger über den dunklen Einband.
"Eigentlich waren Hausaufgaben und lernen geplant, aber ich spiele mit dem Gedanken nicht in den Krankenflügel zu gehen", sagte er leise und runzelte die Stirn. Warum eigentlich war er so ehrlich zu ihr? Es wäre wohl lächerlich gewesen sie wegen so eine Banalität anzulügen.
"Und du?"

"Wir können zusammenlernen." schlug sie ihm vor. Zusammenlernen war immerhin besser, als den Nachmittag alleine in der Bibliothek zu verbringen. Es machte einfach viel mehr Spaß und so konnte man sich doch besser kennenlernen, fand sie. Ihre dunklen Augen musterten ihn. "Na ja, ich weiß noch nicht genau. Wenn wir nicht zusammenlernen, werde ich entweder alleine lernen oder in den Gemeinschaftsraum gehen und irgendwelche Leute nerven." sagte sie und grinste etwas.

Er zog eine Augenbraue hoch.
"Du? Nerven? Glaub ich nicht", sagte er grinsend, fügte dann aber schnell hinzu: "Wir könnten tatsächlich zusammen lernen."
Mit diesen Worten begann er in seiner Tasche zu wühlen und zog ein altes abgegriffenes Buch hervor. Es war sein Zaubertrankbuch und Zaubertränke hatten sie mit den Hufflepuffs zusammen. Morgen würde Professor Slughorn ihnen auftragen den Trank, dessen Rezept sie sich bis morgen merken sollten zu brauen. Ohne Buch.
Das Rezept an sich war kompliziert, dafür das es nur ein einfacher Aufmunterungstrank war. Er selbst kannte es schon, aber er war sich sicher, das Melody es nicht kannte.
"Ok, ich frag dich ab. Die Verschieden Schritte des Aufmunterungstranks", sagte er grinsend und begann zu fragen.

"War das jetzt ironisch gemeint?" fragte sie ihn grinsend und setzte sich nun im Schneidersitz auf die Bank. Sie strahlte über das ganze Gesicht, als er meinte, dass sie tatsächlich zusammenlernen könnten. Oh ja, das würde sicherlich Spaß machen. Remus kramte in seiner Tasche herum und zog ein altes, leicht zerfleddertes Buch hervor. Ah ja, Zaubertränke. Verdammt. Da war doch dieser Trank, von dem sie das Rezept auswendig lernen sollten. Melody rückte etwas näher an Remus. Gleichzeitig hatte sie Angst, er könnte es falsch verstehen und abrücken. Deshalb behielt sie noch ein paar Zentimeter Sicherheitsabstand. "Gib mir drei Minuten." sagte sie leise und las sich das Rezept durch. Das klang alles furchbar kompliziert. Zumal sie keine Ahnung hatte, obwohl sie ganz gut in dem Fach war. Es machte Spaß und es interessierte sie. Nur warum musste so ein einfacher Trank so ein kompliziertes Rezept haben? Als er sie schließlich abfragte, versuchte sie es ihm so genau wie möglich zu erklären, baute jedoch noch etliche Fehler rein, welche sie am Ende korrigierten. Melody nahm ihm danach das Buch ab und fragte ihn ab. Natürlich wusste Remus alles. Im Lernen war er einfach vorbildlicher als sie. Melody war einfach schlampig.

Sie war wirklich nicht besonders gut, so wie Remus es sich gedacht hatte. Ein sanftes lächeln umspielte seine Lippen, als er sie Abfragte, nach jedem Schritt in der Zubereitung des Trankes.
Sie war näher gerückt, nicht zu nahe, sondern angenehm nahe. Er würde nachher eine menge haben über das er nachdenken konnte, aber im Moment war es egal. Im Moment zählten andere Dinge.
Er selbst kannte die Schritte des Zaubertrankes, aber nicht etwa weil er selbst dafür gelernt hätte, sondern viel mehr weil er seine Freunde immer und immer wieder abgefragt hatte. Besonders Peter hatte Schwierigkeiten damit gehabt sich das Rezept des Trankes zu merken. Remus allerdings, war sich sicher, das zumindest er morgen eine gute Arbeit abliefern würde.
"Soll ich dich morgen vor Zaubertränke noch einmal abfragen?", fragte er leise, sah von seinem Buch hoch und musterte Melody prüfend.

Wie schaffte es Remus nur, sich diesen Trank zu merken? Dabei klang der Name so einfach. Aber die Zubereitung war so kompliziert. "Das wäre eine gute Idee." meinte sie schließlich. Ja, es wäre schon gut, wenn Remus sie morgen vor dem Unterricht abfragen könnte. So gewann sie eine gewisse Sicherheit und würde mindestens ein A schreiben. Soviel war wenigstens drin.
Melody streckte ihre Beine und löste sich so aus ihrem Schneidersitz. Ihre Beine waren etwas verspannt und ihre Knie knackten leise, was ein unangenehmes Gefühl ergab.

Lächelnd sah er sie kurz an und klappte dann schließlich sein Buch zu, um es zurück in die überfüllte Tasche zu stopfen. Langsam stand er auf und wuchtete sie den Lederriemen der Tasche über die Schulter.
"Ich muss los, die nächste Stunde fängt gleich an.", sagte er leise. "Verwandlung" fügte er überflüssigerweise hinzu. Es war das erste mal, das sie sich richtig von einander Verabschieden konnten, ohne Zeitdruck oder das jemand ihn wegzerrte. Noch immer lächelnd sah er zu dem zierlichen Mädchen hinab und auf seinem Gesicht war nichts von dem Unbehagen oder der Unruhe zu sehen, die in ihm tobte.
Wie verabschiedet man sich bloß richtig von einem Mädchen?

Melody hatte gar nicht bemerkt, wie schnell die Zeit vergangen war. Zu schnell in ihren Augen. Remus steckte das Buch in die Tasche, erhob sich und nahm seine Tasche. "Oh ja, stimmt. Du hast recht." Auch sie nahm ihre Tasche. Gleich hatte sie Pflege magischer Geschöpfe. Eigentlich ganz interessant.
Endlich konnten sie sich richtig voneinander verabschieden und endlich war der Streit - war das überhaupt einer gewesen`- aus der Welt geschaffen. Fröhlich sprang sie von ihrem Platz auf und umarmte den Gryffindor hastig. "Okay, wir sehen uns Remus." sagte sie mit leuchtenen Augen, hob die Hand wie zum Gruß als sie schon einige Schritte gegangen war, und hüpfte fröhlich summend durch den Gang Richtung Pflege magischer Geschöpfe

Mit hochgezogenen Augenbrauen sah er dem Mädchen nach, das ihm eben noch um den Hals gefallen war und erneut wunderte er sich über sich, besonders über das dämliche lächeln das sich auf seinem Gesicht ausgebreitet hatte. Er versuchte ernst zu schauen, aber seine Mundwinkel schienen ein beunruhigendes Eigenleben entwickelt zu haben.
Schulterzuckend drehte er sich um und setzte seinen Weg Richtung Klassenzimmer für Verwandlung fort, noch immer mit vor sich hin grinsend.